Fahrwerk in Opel GT und Manta A
Zunächst stellt sich die Frage, was ein gutes Fahrwerk
auszeichnet. Zum Beispiel eine sichere stabile Straßenlage bei
maximalem Komfort. Eine stabile Straßenlage charakterisiert
sich durch präzises Lenkverhalten bei minimalem
Störgrößeneinfluß. Bodenwellen, Querrillen,
Kurvenfahrt und Bremsen haben keinen Einfluß auf die
gewünschte Fahrtrichtung und zeigen keine
Lenkmomentrückmeldung in das Lenkrad. Der Fahrer steuert das
Auto wie auf Schienen und auch beim Ausbrechen (Unter- oder
Übersteuern) behält man immer die volle Kontrolle.
Gleichzeitig soll ein maximaler Komfort sichergestellt sein, das
bedingt große Federwege in den Aufhängungen.
Sollen beide Ziele erreicht werden, darf das Fahrwerk beim Einfedern
keine Hysterese (mechanische Reibung) zeigen und das Einfedern darf
die wesentlichen geometrischen Einstellungen nicht beeinflussen!
Zunächst dürfen sich beim Einfedern die Spur, die Spurweite
(!), Nachlauf, Sturz nicht verändern bis auf einige gezielte
gewünschte Variationen: zum Beispiel ein zunehmend negativer
Sturz um mehr Seitenkraft im Reifen aufzubauen. Das stabilisiert das
Fahrverhalten, aber das dürfte ja jedem klar sein.
Auf die ganzen Effekte Massenträgheit der Radträger,
Elastokinematik, Stabilisatoren ... möchte ich nicht eingehen,
das ist eine neue Geschichte wert.
Ist ein Fahrwerk nicht frei von diesen negativen Einflüssen auf
das Fahrverhalten, gibt es nur einen beliebten Weg, trotzdem
einigermaßen damit leben zu können. Der geometrische
ungünstige Verlauf über dem Federweg wird drastisch
reduziert zu Lasten des Komforts. Die Federraten werden soweit
erhöht bis sich die negativen Einflüsse beim Einfedern (
Spurweitendifferenz, positive Spur) im absoluten Betrag nur noch
wenig auswirken.
Legt man diese Maßstäbe an den GT und den Manta A an, so
wird klar, dass das Fahrwerk im GT bei weitem nicht dem
äußeren Erscheinungsbild gerecht wird. Wer mit dem GT so
schnell fahren will, wie er aussieht, hat es im Vergleich zu modernen
Autos schwer: konzentriertes Fahren, festes Halten des Lenkrades,
schnelles Reagieren auf äußere Störungen und wenig
Komfort. Im Klartext: Das Serienfahrwerk im GT ist zum Schnellfahren
ungeeignet. Das Fahrwerk im Manta A ist deutlich besser. Worin liegen
die Ursachen:
Vorderachse: Die
Doppelquerlenkeraufhängung an sich ist in Ordnung, ob die
Einfederkinematik sauber konstruiert wurde, kann ich jedoch nicht
sagen. Die unteren und oberen Querlenker sind viel zu biegeweich an
den Achskörper angebunden. Bei jeder Kurve und Bodenwelle, aber
vor allem beim Bremsen verformt sich der Querlenker im Gummi nach
hinten und verursacht einen positiven Sturz, der den GT
destabilisiert. Der gleiche Effekt wird durch breitere Reifen und den
dadurch größeren Lenkrollhalbmesser verursacht.
Das ist beim Bremsen dramatisch, der GT will ständig nach links
und rechts ausbrechen. Eine Verbesserung wird durch andere Buchsen
erzielt (PU oder Teflon oder PA oder POM), nachteilig ist dabei
jedoch die zusätzliche Reibung in den Gelenken, die das
Ansprechverhalten verschlechtert. Die einzig vernünftige
Lösung ist die geometrische Ableitung der Kräfte. Im Manta
A erfüllt diese Aufgabe der Stabilisator. Für den GT bietet
Klaus Priewe Zugstreben an , die den Querlenker von vorne halten.
Der zweite negative Punkt am GT ist die querliegende Blattfeder. Sie
besitzt zuviel innere Reibung und ich ganz persönlich glaube
auch, dass Momente von der einen Radseite z.B. beim Einfedern einen
Einfluss auf die andere Radseite haben. Damit wirkt die Blattfeder
genau entgegengesetzt wie ein Stabilisator. Das bewirkt beim
schnellen Durchfahren von Kurven eine regelrechte Querschwingung des
gesamten Vorderwagens. Eine einfache Lösung für dieses
Problem kenne ich nicht. Der Einbau von Spiralfedern in die GT
Vorderachse ist eben nicht ganz einfach.
Hinterachse: Der GT hat im Vergleich
zum Manta zwei Schwachpunkte: Der Panhardstab ist zu kurz und bewirkt
beim Einfedern einen Spurversatz und die Stoßdämpfer
wirken durch ihre Schräglage ungleichmäßig beim
Einfedern (Dämpfung wird durch den Kosinus beim Einfedern immer
kleiner. Eine deutliche Verbesserung bringt der Einbau von neuen oder
härtere Gummis im Panhardstab (Kunststoffbuchsen sind hier auch
gut). Wer mehr Arbeit investieren will, kann ein Wattgestänge
bauen oder die Stoßdämpfer senkrecht stellen und einen
längeren Panhardstab einbauen. Achtung: Die Gummibuchsen in den
beiden Längslenkern dürfen auf keinen Fall getauscht
werden, da sie der Querbewegung durch den Panhardstab folgen
müssen! Ich habe schon GT's mit abgerissenen Haltern an der
Bodengruppe und gebrochenen Längslenkern gesehen, weil harte
Buchsen montiert wurden.
Dämpfer:
Stoßdämpfer sollen Resonanzen im Masse-Feder-System der
Radaufhängung vermeiden. Wenn ein Stoßdämpfer im
Serienfahrwerk seine Arbeit auf einem Hub von etwa 150 mm verrichtet
und es werden nur neue harte Federn montiert dann kann in der Regel
dieser Dämpfer seiner Arbeit auf einem verkürzten Weg nicht
mehr nachkommen. Das Auto hüpft und schwingt
(Unterdämpfung). Werden härtere Federn montiert muß
auch ein steiferer Dämpfer montiert werden, der die Schwingung
auf dem kürzeren Weg eliminieren kann.
Nun ist aber auch nicht sinnvoll, den Dämpfer zu hart
einzustellen, da das Rad dann immer schlechter den Wellen in der
Straße folgen kann. Sinnvoll sind daher einstellbare
Dämpfer (z.B. Koni oder Spax) die nachträglich angepasst
werden können.